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Lungs preparation
Michael Haggenmueller

Asthma: Symptome, Formen, Entstehung

Video: Asthma kurz und verständlich

Interview mit Prof. Klaus Rabe

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Asthma bronchiale: Was passiert in den Atemwegen?

Bei Asthma bronchiale sind die unteren Atemwege anhaltend (chronisch) entzündet. Gleichzeitig reagieren die Luftwege besonders empfindlich auf verschiedene für Gesunde harmlose Reize. Diese sogenannte bronchiale Hyperreagibilität und die permanente Entzündung führen über mehrere Mechanismen zu einer Verengung der Bronchien (Atemwegsobstruktion), die die typischen Asthma-Symptome hervorruft.

Zahlreiche Zellarten und Botenstoffe beteiligt

An den Prozessen in den Atemwegen sind zum einen verschiedene Zellen des Immunsystems beteiligt, unter anderem

  • Mastzellen,
  • eosinophile Granulozyten und
  • T-Helferzellen (TH-Zellen).

Zum anderen wirken auch Zellen der Atemwege selbst mit, wie die Epithelzellen.

Vor allem die Immunzellen setzen Botenstoffe frei, die in der Lunge eine komplexe Entzündungsreaktion auslösen und aufrechterhalten. Ebenso spielt möglicherweise auch das Mikrobiom – also Kleinstlebewesen wie Bakterien – in der Lunge und auch im Darm eine Rolle dabei, die entzündlichen Reaktionen anzustoßen.

Noch versteht man die exakten Krankheitsmechanismen nicht genau. Bekannt ist aber, dass über 100 verschiedene Botenstoffe des Körpers bei Asthma eine Rolle spielen.

Verengung der Atemwege

Wie bei jeder Entzündung werden auch bei Asthma die entzündeten Gewebebereiche stärker durchblutet. In der Lunge führt dies dazu, dass die Schleimhäute in den Bronchialwänden anschwellen und übermäßig viel zähen Schleim produzieren. Zusätzlich verkrampft sich die Muskulatur der Bronchien. All das geschieht unwillkürlich, ist also nicht willentlich beeinflussbar.

Letztendlich nimmt dadurch der Durchmesser der Atemwege ab und die Atemluft kann nicht mehr ungehindert hindurch strömen. Vor allem das Ausatmen fällt bei Asthma bronchiale schwer. Auch die typischen pfeifenden, brummenden Atemgeräusche (Giemen), Husten, Atemnot und Engegefühl der Brust entstehen durch die, als Atemwegsobstruktion bezeichnete, Verengung.

Video: Entzündungen bei Lungenerkrankungen: Das sollten Sie wissen

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Was sind typische Asthma-Symptome?

Ein charakteristisches Merkmal von Asthma ist, dass die Symptome anfallsartig auftreten, sich wieder zurückbilden, um dann beim nächsten Anfall erneut aufzuflammen.

Asthma-Symptome sind:

  • pfeifende Atmung (Giemen),
  • Kurzatmigkeit und Luftnot,
  • Enge-Gefühl in der Brust
  • oder auch nur Husten. 

Dank moderner Medikamente lässt sich die Erkrankung bei den meisten Patienten so gut kontrollieren, dass Asthmaanfälle und Beschwerden nur gelegentlich auftreten. Allerdings gibt es bislang keine Therapie, mit der sich Asthma dauerhaft heilen lässt.

Was passiert bei einem Asthmaanfall?

Sind die Atemwege durch die Muskelverkrampfung und die angeschwollene Bronchialschleimhaut einmal verengt, fällt vor allem das Ausatmen schwer. Betroffene müssen für eine effektive Atmung sehr viel mehr Kraft aufgewendet. Je schlechter die Luft aus der Lunge entweichen kann, desto schlechter kann neue, sauerstoffreiche Luft eingeatmet werden.

Die Folge: Kurzatmigkeit und akute Atemnot mit Erstickungsangst. Angst wiederum kann die Atemnot weiter verstärken. Ein Kreislauf, den Patient:innen durch rechtzeitiges Gegensteuern, mit Medikamenten und/oder Atemübungen und atemerleichternden Stellungen verhindern können.

Die Dauer und Ausprägung eines solchen Asthmaanfalls kann unterschiedlich sein, von wenigen Minuten bis hin zu mehreren Stunden.

Welche Formen von Asthma gibt es?

Prinzipiell unterscheidet man, nach dem zugrundeliegenden Mechanismus zwei Formen von Asthma:

Allergien spielen besonders bei Asthma bronchiale im Kindesalter sehr häufig eine Rolle. Bei Erwachsenen ist die Gewichtung anders: Je älter die Betroffenen bei der Diagnose sind, desto seltener weisen sie Allergien als Auslöser auf. 

Jedoch gibt es auch Hinweise, dass bei vielen Erwachsenen mit scheinbar nicht-allergischem Asthma „versteckte“ allergische Sensibilisierungen vorliegen. Diese lassen sich erst mit einer erweiterten Allergie-Diagnostik aufdecken.

Erwachsene haben außerdem häufig eine Mischform aus allergischem und nicht-allergischem Asthma, das in der Kindheit eher durch Allergien, im späteren Leben primär durch andere Faktoren ausgelöst wird.

Anhand der unterschiedlichen Entzündungsreaktionen kann man zudem zwischen eosinophilem und nicht-eosinophilem Asthma unterscheiden.

Allergisches Asthma

Allergisches Asthma betrifft oft mehrere Personen innerhalb einer Familie und beginnt häufig im Kindes- oder Jugendalter. Zudem leiden Personen mit allergischem Asthma häufig auch unter weiteren allergischen Symptomen wie dem allergischen Schnupfen (allergische Rhinitis) oder der Rhinokonjunktivitis, die zusätzlich mit brennenden und juckenden Augen einhergeht.

Allergisches Asthma tritt auf, wenn das  Immunsystem auf einen eigentlich harmlosen Stoff mit einer überschießenden Abwehrreaktion reagiert. Solche auslösenden Stoffe nennt man Allergene.

Allergisches Asthma – häufige Auslöser

Die wohl bekanntesten Allergene sind Pflanzenpollen, die den typischen Heuschnupfen auslösen. Es gibt aber noch viele weiterer Substanzen, die als Allergene fungieren können:

  • der Kot der Hausstaubmilbe,
  • tierische Proteine (zum Beispiel in Hautschuppen, Talg und Speichel),
  • Schimmelpilzsporen oder
  • Mehl- und Holzstaub.

Mehr zu verschiedenen allergischen Erkrankungen erfahren Sie beim Allergieinformationsdienst von Helmholtz Munich.

Zum Allergieinformationsdienst

Nicht-allergisches beziehungsweise intrinsisches Asthma

Nicht-allergisches Asthma wird auch intrinsisches Asthma genannt. Hier sind die Atemwege ebenfalls chronisch entzündet und reagieren überempfindlich. Auslöser hierfür sind aber nicht Allergene, sondern zum Beispiel Infektionen der Atemwege oder die Einnahme bestimmter Medikamente, wie beispielsweise Acetylsalicylsäure (ASS).

Oft entwickeln sich die Symptome von nicht-allergischem Asthma akut beim Sport oder bei äußeren Reizen wie Rauch oder kalter Luft in den Atemwegen.

Intrinsisches Asthma tritt häufig nach einer Virusinfektion der Atemwege auf. Der Schweregrad der Erkrankung schwankt oft weniger als beim allergischen Asthma. Allerdings verläuft es häufig gleich von Anfang an schwer.

Gemischtförmiges Asthma

Gemischtförmiges Asthma bedeutet, dass sowohl Allergene als auch unspezifische Reize einen Asthmaanfall oder eine Symptomverschlechterung auslösen können.

Zu den möglichen Reizen, die bei gemischtförmigem Asthma Symptome hervorrufen können, gehören:

  • körperliche und emotionale Belastung
  • kalte Luft
  • Zigarettenrauch (aktiv und passiv)
  • Infekte
  • Medikamente
  • Parfüm

Meistens entwickelt sich gemischtförmiges Asthma aus einem ursprünglich allergischen Asthma. Im weiteren Verlauf nimmt die allgemeine Empfindlichkeit der Bronchien zu und es spielen zunehmend auch nicht-allergische Auslöser eine Rolle.

Schweres Asthma

Schweres Asthma liegt vor, wenn

  • trotz voll ausgeschöpfter Asthma-Therapie 
  • mit der Höchstdosis an inhalativem Cortison (ICS)
  • und mindestens einem zusätzlichen Langzeitmedikament
  • oder mit Cortison-Tabletten

keine ausreichende Asthmakontrolle erreicht wird.

Eosinophiles und nicht-eosinophiles Asthma

Die Einteilung in allergisches und nicht-allergisches Asthma hat weiterhin Berechtigung, um einschätzen zu können, welche Auslöser („Trigger“) die Asthma-Symptome hervorrufen. Für die Behandlung – insbesondere bei schwerem Asthma – ist es jedoch wichtig, mehr über die Entzündungsreaktion zu wissen, die dem Asthma zugrunde liegt.

In den letzten Jahren ist das Wissen über die Asthma-typischen Entzündungsreaktionen in den Atemwegen rasant gewachsen. Schon lange erwies sich eine antientzündliche Inhalationstherapie zur Behandlung von Asthma als effektiv, allerdings wurde die Entzündung damit nur relativ unspezifisch bekämpft.

Die TH2-Entzündungsreaktion - Ansatzpunkt für die Asthma-Therapie

Inzwischen weiß man, dass eine sogenannte TH2-Entzündung sowohl bei allergischem als auch bei manchen nicht-allergischen Asthmaformen zu finden ist. Bestimmte Immunzellen (nämlich die TH2-Lymphozyten) und ihre Botenstoffe vermitteln hierbei die Entzündungsprozesse.

Anhand der Frage, ob die Eosinophilen in einer Blutprobe auffällig erhöht sind, teilen Fachleute die Erkrankung auch in eosinophiles und nicht-eosinophiles Asthma ein. Diese Einteilung wird besonders im Hinblick auf eine mögliche Biologika-Therapie bei Asthma immer wichtiger.

Video: Entzündungen bei Lungenerkrankungen: Das sollten Sie wissen

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Asthma und Beruf

Asthma kann auch als berufsbezogene Erkrankung entstehen, wenn Menschen am Arbeitsplatz Asthma-auslösenden Stoffen ausgesetzt sind. Besteht der Verdacht auf ein Asthma mit Arbeitsplatzbezug, soll dies eingehend medizinisch abgeklärt werden, auch unter Einbezug von Arbeitsmediziner:innen.

Bei Asthma als Berufskrankheit bleibt manchmal nur die Lösung, den Beruf aufzugeben beziehungsweise zu wechseln. Dies greift jedoch stark in das persönliche Leben der Betroffenen ein und muss daher gut überlegt sein. Bevor also zum Berufswechsel oder sogar zur Berufsaufgabe geraten wird, soll die Diagnose daher durch Spezialisten erst ausreichend abgesichert sein.

Berufswahl

Manche Berufe sind zudem für Menschen mit Asthma weniger geeignet – zum Beispiel mehl- oder holzverarbeitende Berufe. Jugendliche mit Asthma sollen daher nach den aktuellen Empfehlungen von ihren Ärzt:innen zur anstehenden Berufswahl beraten werden.

Video-Interview: Berufliche Risiken für Asthmatiker

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Der Lungeninformationsdienst von Helmholtz Munich hat Prof. Dr. Dennis Nowak gefragt, welche beruflichen Risiken Asthmatiker haben und wie sich Berufstätige vorbeugend vor Asthma schützen können. Prof. Nowak ist Direktor des Instituts und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin am Klinikum der Universität München. 

Quellen

 

Letzte Aktualisierung: 06.05.2024