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Lungs preparation
Michael Haggenmueller

Asthma bronchiale: Therapie

Video: Wie wird Asthma behandelt?

Interview mit Prof. Klaus Rabe

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Asthmaanfall – Was tun?

Ein Asthmaanfall kann wenige Minuten, aber auch Stunden andauern und unterschiedlich schwer verlaufen. Selbsthilfemaßnahmen sind dabei das „A und O“.

Asthmaanfall: Empfehlungen zur Sofort-Hilfe

Zentrale Empfehlungen bei einem Asthmaanfall für Patient:innen und ihre Angehörigen sind unter anderem:

  1. Bewahren Sie Ruhe! Versuchen Sie, die Schwere des Asthmaanfalls einzuschätzen: Können Sie noch sprechen? Wie hoch ist der Peak-Flow-Wert, falls Sie ihn messen können?
  2. Inhalieren Sie die Bedarfsmedikation, zum Beispiel zwei bis vier Sprühstoße SABA-Spray. Prüfen Sie sonstige Maßnahmen in Ihrem persönlichen Notfall-Plan (zum Beispiel Cortison-Tabletten).
  3. Führen Sie die Lippenbremse aus. Nehmen Sie eine Körperhaltung ein, die Ihnen das Durchatmen erleichtert.
  4. Wenn sich die Atemnot nach 10 bis 20 Minuten nicht bessert, wenden Sie erneut die Bedarfsmedikation an.
  5. Wenn Sie den Eindruck haben, dass nichts hilft oder ein potenziell lebensbedrohlicher Notfall vorliegt, rufen Sie den Rettungsdienst! Wenn Sie unsicher sind, hilft auch der ärztliche Bereitschaftsdienst (in Deutschland: 116 117) weiter.

Asthma behandeln nach dem Stufenschema

Die Asthma-Behandlung besteht aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Maßnahmen. Die medikamentöse Asthma-Behandlung erfolgt mit entzündungshemmenden und bronchienerweiternden Medikamenten. Sie sollen die chronische Entzündung und die Verengung der Atemwege lindern.

Die medikamentöse Therapie richtet sich nach der Asthma-Kontrolle und ist als sogenanntes Stufenschema aufgebaut. Für Erwachsene sowie für Kinder und Jugendliche gibt es jeweils ein eigenes Stufenschema mit fünf bzw. sechs Therapiestufen.

Hier erfahren Sie mehr zum Stufenschema bei Asthma.

Von Stufe zu Stufe wird die Behandlung intensiviert. Die behandelnden Ärzt:innen wählen für jede Person individuell die Stufe aus,

  • mit der eine gute Asthmakontrolle erreicht werden kann,
  • die gleichzeitig aber möglichst wenig Nebenwirkungen verursacht.

Daher kommen bevorzugt Asthma-Medikamente zum Inhalieren zum Einsatz: Diese wirken gezielt in der Lunge. Dadurch bergen sie weniger mögliche Nebenwirkungen für den gesamten Körper.

Die Behandlung von Asthma bei Kindern ist ähnlich der bei Erwachsenen. Allerdings gibt es auch einige Unterschiede und Besonderheiten.

Lesen Sie mehr dazu hier: Asthma-Therapie: Besonderheiten bei Kindern und Jugendlichen

Grad der Asthmakontrolle

Früher wurde Asthma bronchiale in verschiedene Schweregrade eingeteilt. Doch bei dieser Einteilung wurde nicht berücksichtigt, wie gut die Asthmatherapie wirkt. Heute wird darauf daher weitestgehend verzichtet. Stattdessen wird der Grad der Asthma-Kontrolle bestimmt.

Der Grad der Symptom-Kontrolle ist anhand von vier Fragen, die sich auf die letzten vier Wochen vor der Kontrolluntersuchung beziehen, einfach einzuschätzen:

  • Traten mehr als zweimal pro Woche tagsüber Asthma-Symptome auf?
  • Sind Sie in der Nacht durch das Asthma aufgewacht?
  • Mussten Sie mehr als zweimal pro Woche Bedarfsmedikamente einsetzen (Ausnahme: beim Sport)?
  • Hat das Asthma Ihre Aktivität eingeschränkt?

Einteilung der Asthma-Grade

  • Wird keine dieser Fragen mir „ja“ beantwortet, gilt das Asthma als kontrolliert.
  • Sind ein bis zwei Kriterien erfüllt, handelt es sich um teilweise kontrolliertes Asthma.
  • Bei drei bis vier Ja-Antworten liegt ein unkontrolliertes Asthma vor.

Asthma-Medikamente

Es gibt zwei Gruppen von Asthma-Medikamenten:

  • Bedarfstherapie: Bronchienerweiternde Reliever dienen vor allem als schnelles Bedarfsmedikament bei akuten Beschwerden.
  • Langzeittherapie: Antientzündliche Controller müssen über längere Zeit eingenommen werden und erzielen einen langfristigen Effekt.

Bedarfsmedikamente: Reliever zur Erweiterung der Atemwege

Reliever (abgeleitet vom englischen to relieve = erleichtern) sollen bei Bedarf eingenommen werden.  Sie helfen bei akuten Beschwerden und befreien durch ihre bronchienerweiternde Wirkung kurzfristig von Asthma-Symptomen.

    Meist handelt es sich bei den Relievern um sogenannte kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika (SABA) zum Inhalieren. Zum Beispiel:

    • Fenoterol,

    • Formoterol,

    • Salbutamol oder

    • Terbutalin

    Auch langwirkende Beta-2-Sympathomimetika (LABA), die in fortgeschrittenem Stadium der Erkrankung eingesetzt werden, beeinflussen die Entzündung nicht. Diese sollen jedoch nur in Kombination mit einem antientzündlichen Cortison-Spray (inhalative Kortikosteroide, ICS) eingesetzt werden. 

    Fixkombinationen könnten reine Bedarfsmedikation ablösen

    Inzwischen empfehlen die internationalen Leitlinien der Global Initiative for Asthma (GINA) die feste Kombination aus inhalativem, niedrigdosiertem Cortison und Formoterol (aus der Gruppe der LABA) als bevorzugtes Bedarfsmedikament – auch für Betroffene mit mildem Asthma, die noch keine Langzeitmedikation erhalten.

    Die deutsche Nationalen VersorgungsLeitlinie sieht diese Fixkombination aus Cortison-Spray und Formoterol ebenfalls als Alternative zu einer reinen Bedarfsmedikation mit kurzwirksamen Beta-2-Sympathomimetika (SABA), da sie längerfristig gegen die Entzündung der Atemwege wirkt und schweren Asthmaanfällen entgegenwirken kann. Allerdings ist sie aktuell in Deutschland nicht zur Bedarfstherapie zugelassen (sog. „Off-Label-Use“).

    Langzeitmedikamente: Controller gegen die Entzündung

    Anfälle und Asthma-Symptome treten durch diese Wirkstoffe seltener und weniger heftig auf. Um diesen Effekt zu erreichen, müssen diese Asthma-Medikamente allerdings regelmäßig und dauerhaft angewendet werden.

    Asthma-Spray mit Cortison

    Inhalative Kortikosteroide (ICS) – im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Cortison bezeichnet – sind nach derzeitigem Kenntnisstand die wirkungsvollsten Controller.

    Bei Erwachsenen sollen sie (ab Therapiestufe 2) die Basis der Langzeittherapie bei Asthma bilden, denn sie behandeln die Entzündungsprozesse in den Atemwegen, die einem Asthma zu Grunde liegen.

    Die Cortison-Präparate werden als Asthma-Spray eingenommen:

    • Durch Inhalieren gelangt das Cortison direkt in die Atemwege und kann dort zielgerichtet wirken.
    • Nebenwirkungen werden so deutlich reduziert. 

    Ein modernes Cortison-Spray ermöglicht bereits mit einer sehr geringen Dosis eine gute Asthmakontrolle. Bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin sollte die Medikamentendosis immer wieder überprüft und auf die niedrigste noch wirksame Dosis eingestellt werden.

    Cortison-Tabletten gegen schweres Asthma

    Bei schwerem Asthma bronchiale können kurzzeitig auch Cortison-Tabletten eingenommen werden. Da diese aber auf den ganzen Körper wirken, können sie schwerere Nebenwirkungen auslösen als Cortison-Spray.

    Die aktuelle Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma empfiehlt Cortison daher nur dann als Tablette, wenn auch eine Behandlung mit Antikörpern das Asthma nicht verbessert.

    Wichtig: Richtig inhalieren

    Damit das Asthma-Spray auch in ausreichender Menge in der Lunge ankommt, ist die richtige Inhalationstechnik entscheidend. Denn nur so kann es seine Wirkung voll entfalten. Viele Menschen mit Lungenkrankheiten verwenden ihre Inhalatoren jedoch falsch. Die Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma empfiehlt daher die Einweisung in das Inhalationssystem ausdrücklich:

    • Die Betroffenen sollten sich von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin genau zeigen lassen, wie man das Asthma-Spray benutzt.
    • Wer ein neues Inhalationssystem erhält, benötige eine erneute Einweisung.
    • Patient:innen sollen in der ärztlichen Praxis einüben, wie das Asthma-Spray angewendet wird und die korrekte Handhabung vorführen.
    • Auch die Apotheke kann bei der Inhalationstechnik nochmals unterstützen. 

    Auch die Eltern und andere Familienmitglieder von betroffenen Kindern und Jugendlichen sollen geschult werden.

    Das gewählte Inhaliergerät sollte nicht unnötig gewechselt werden. Ärzt:innen sollen nach Möglichkeit ein einziges, passendes Gerät für alle inhalativen Medikamente zu wählen. Sollte es dennoch nötig sein, raten sie auf jeden Fall zu einer gründlichen Schulung, in der die Patient:innen lernen, wie das neue Asthma-Spray angewendet werden muss.

    Im Rahmen der Verlaufskontrollen sollte auch die Anwendung des Asthma-Sprays regelmäßig überprüft werden. Besonders wichtig ist dies, wenn das Asthma unzureichend kontrolliert ist.

    In unserem Factsheet „Richtig inhalieren - Das Wichtigste in Kürze“ (PDF) finden Sie weitere Informationen.

    Anleitung zur Inhalation am Beispiel der Dosieraerosole:

    1. Schutzkappe des Asthma-Sprays abnehmen, Gerät schütteln
    2. Vollständig ausatmen
    3. Mundstück mit den Lippen umschließen, gleichmäßig und tief einatmen, gleichzeitig mit dem Einatmen den Sprühstoß auslösen
    4. Langsam und tief durch den Inhalator einatmen
    5. Den Atem fünf bis zehn Sekunden lang anhalten, damit sich die Wirkung des Medikaments in der Lunge entfalten kann
    6. Langsam ausatmen
    7.  Schutzkappe aufsetzen

    Wichtig: Keine Zeitverzögerung zwischen dem Auslösen des Asthma-Sprays und dem Einatmen!

    Weitere Asthma-Medikamente

    Zusätzlich zu Controllern und Relievern gibt es zur Behandlung von Asthma noch weitere Medikamente, die jedoch nur bei bestimmten Patient:innengruppen eingesetzt werden. Dazu gehören:

    Asthma-Antikörper: Therapie mit Biologika

    Mit den oben beschriebenen Medikamenten lassen sich Asthmaanfälle bei den meisten Betroffenen gut in den Griff bekommen. Allerdings gibt es auch einige Menschen mit schwerem Asthma, bei denen die Symptome trotz optimaler Behandlung nicht völlig verschwinden.

    In den vergangenen Jahren wurden verschiedene Antikörper (Biologika) gegen Entzündungsbotenstoffe der TH2-Reaktion oder deren Rezeptoren entwickelt. Ziel ist, die dauerhafte Gabe von Cortison zu reduzieren und die Gefahr von Exazerbationen zu verringern.

    Diese zielgerichteten Therapien funktionieren sehr gut – aber nur in vorher gut ausgewählten Untergruppen. Bei einer TH2-Entzündung können sie wirken, unabhängig davon, ob die Symptome durch allergische oder nicht-allergische Trigger ausgelöst werden.

    Neu ist an diesen Medikamenten nicht nur die Wirkungsweise, sondern auch die Art der Anwendung: Die künstlich hergestellten Antikörper werden ein- bis zweimal im Monat unter die Haut gespritzt oder als Infusion gegeben und gelangen über den Blutstrom an ihren Wirkort, die Lunge.

    Video: Entzündungen bei Lungenerkrankungen: Das sollten Sie wissen

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    Aktuell zugelassene Antikörper bei Asthma bronchiale

    Zur Behandlung von schwerem Asthma sind derzeit folgende Antikörper zugelassen (Stand März 2024):

    • Omalizumab
    • Mepolizumab
    • Reslizumab
    • Benralizumab
    • Dupilumab
    • Tezepelumab

    Einige dieser Biologika werden teilweise auch bei anderen Krankheiten eingesetzt, die mit chronischen Entzündungsprozessen einhergehen, zum Beispiel Dupilumab bei Neurodermitis.

    Die Nationale VersorgungsLeitlinie sieht monoklonale Antikörper erst in der letzten Therapiestufe vor, um eine Langzeittherapie mit Cortison-Tabletten zu vermeiden.

    • Bevor die Antikörper eingesetzt werden, sollen alle anderen medikamentösen Optionen ausgeschöpft werden.
    • Die Entscheidung zur Antikörper-Therapie sollten nur mit schwerem Asthma erfahrene pneumologische Fachärzt:innen treffen und engmaschig überwachen.
    • Nach Beginn einer Behandlung mit monoklonalen Antikörpern soll die bisherige Asthmatherapie zunächst beibehalten werden. Erst wenn sich die Asthma-Symptome tatsächlich bessern, kann sie unter engmaschiger ärztlicher Begleitung reduziert werden.
    • Der Erfolg der Asthma-Therapie mit Biologika soll vier und zwölf Monate nach Beginn überprüft werden, danach jährlich.

    Omalizumab

    Der Antikörper Omalizumab ist bei schwerem allergischem Asthma zugelassen, wenn die Beschwerden durch ein ganzjähriges Allergen ausgelöst werden. Dazu zählen zum Beispiel Tier- und Hausstauballergien.

    Eine Behandlung mit Omalizumab ist möglich, wenn eine Therapie mit hochdosiertem Cortison-Spray und langwirksamen inhalativen Beta-2-Sympathomimetika nicht ausreicht, um schwere Asthmaanfälle zu vermeiden. Das Präparat wird in regelmäßigen Abständen von zwei bis vier Wochen unter die Haut gespritzt und wirkt für mehrere Wochen.

    Wie wirkt Omalizumab?

    Omalizumab richtet sich gegen das menschliche Immunglobulin E (IgE). Dieses ist an der Entstehung von allergischen Reaktionen beteiligt und wird bei Menschen mit Allergien vermehrt ausgeschüttet. Omalizumab bindet das IgE und verhindert so, dass die allergischen Reaktionen ablaufen können. 

    Mepolizumab

    Bei schwerem eosinophilen Asthma steht der Antikörper Mepolizumab zur Verfügung. Er kann eingesetzt werden, wenn das Asthma trotz Standardtherapie nicht ausreichend kontrollierbar ist. Fachleute sprechen dann von refraktärem Asthma. Der Antikörper wird einmal im Monat unter die Haut (subkutan) gespritzt.

    Wie wirkt Mepolizumab?

    Der monoklonale Antikörper Mepolizumab ist gegen den Immunbotenstoff Interleukin-5 (IL-5) gerichtet. Dieser spielt im entzündlichen Geschehen bei Asthma eine entscheidende Rolle, indem er das Wachstum, Überleben und die Aktivierung der eosinophilen Granulozyten beeinflusst.

    Bei eosinophilem Asthma sind diese speziellen weißen Blutkörperchen stark vermehrt und an den Entzündungsreaktionen beteiligt. Bindet Mepolizumab an IL-5, wird dessen Funktion und damit die Aktivität und das Überleben der Eosinophilen gehemmt. Dies kann bei einigen Patient:innen mit schwerem eosinophilem Asthma die Asthmaanfälle reduzieren und die Lebensqualität verbessern.

    Reslizumab

    Reslizumab richtet sich gegen Interleukin-5 und ist bei schwerem eosinophilem Asthma zugelassen, wenn trotz hochdosiertem Cortison-Spray in Kombination mit einem langwirksamen Beta-2-Agonisten (Beta-2-Sympathomimetika) keine ausreichende Asthma-Kontrolle erreicht wird.

    Reslizumab wird alle vier Wochen intravenös als Infusion verabreicht und sollte nur von Ärzt:innen verschrieben werden, die Erfahrung mit schwerem, eosinophilem Asthma haben.

    Wie wirkt Reslizumab?

    Reslizumab ist ein Anti-IL5-Antikörper. Er blockiert die Wirkung des Botenstoffs Interleukin-5, indem es an diesen bindet. So reduziert er die durch eosinophile Granulozyten vermittelte Entzündung und senkt das Risiko für akute Krankheitsschübe (Exazerbationen). Studien zeigen, dass die Zahl an Eosinophilen im Blut und Auswurf durch eine Therapie mit Reslizumab zurückgeht. 

    Benralizumab

    Ein weiterer Antikörper, der für schweres eosinophiles Asthma zugelassen ist, ist Benralizumab. Auch hier gilt: Die Antikörpertherapie kann begonnen werden, wenn es auch mit umfassender Standardtherapie weiterhin zu akuten Krankheitsverschlechterungen kommt, das Asthma also nicht kontrolliert werden kann. Er wird zunächst alle vier Wochen, später alle acht Wochen als Spritze unter die Haut verabreicht.

    Wie wirkt Benralizumab? 

    Im Gegensatz zu Mepolizumab und Reslizumab, richtet sich Benralizumab nicht gegen Interleukin-5, sondern gegen den IL-5-Rezeptor auf der Oberfläche der eosinophilen Granulozyten. Bindet Benralizumab an die Immunzellen, sterben diese ab, wodurch die Konzentration der Eosinophilen abnimmt und die Entzündungsreaktion zurückgeht. 

    Dupilumab

    Der monoklonale Antikörper Dupilumab ist für die Erhaltungstherapie bei schwerem eosinophilem Asthma bronchiale bei Erwachsenen sowie Kindern und Jugendlichen ab sechs Jahren zugelassen. Er kann eingesetzt werden, wenn die Erkrankung trotz hochdosierter inhalativer Kortikosteroide (ICS) plus einem weiteren zur Erhaltungstherapie angewendeten Arzneimittel nicht ausreichend kontrolliert ist. Dupilumab wird im Abstand von zwei Wochen unter die Haut gespritzt.

    Wie wirkt Dupilumab?

    Dupilumab hemmt sehr gezielt die biologische Aktivität der entzündungsfördernden Botenstoffe (Interleukine, IL) IL-4 und IL-13. Der Wirkstoff blockiert dafür einen Teil des Interleukin-4-Rezeptors (IL-4R) auf der Oberfläche von Immunzellen, an den IL-4 und IL-13 normalerweise binden würden. Durch den blockierten Rezeptor dämpft Dupilumab das Signal von IL-4 und IL-13 und stoppt so weitere Entzündungsreaktionen.

    Tezepelumab

    Der monoklonale Antikörper Tezepelumab ist gegen den bei bestimmten Entzündungsprozessen freigesetzten Signalstoff TSLP (thymic stromal lymphopoietin) gerichtet. Damit greift es sowohl in allergische als auch in nicht allergisch bedingte asthmatische Entzündungen ein. Tezepelumab ist zugelassen als zusätzliche Erhaltungstherapie bei Patient:innen ab zwölf Jahren mit schwerem Asthma, das trotz Therapie mit hochdosierten ICS plus einem weiteren Medikament zur Erhaltungstherapie unzureichend kontrolliert ist und wird alle vier Wochen unter die Haut gespritzt.

    Wie wirkt Tezepelumab?

    Tezepelumab ist ein Antikörper vom Typ IgG2, der das Zytokin TSLP neutralisiert. Dieser Signalstoff wird unter anderem von Fibroblasten und Epithelzellen gebildet und als Reaktion auf verschiedene Trigger (Allergene, Viren, Luftschadstoffe) freigesetzt. TSLP aktiviert dann Antigen-präsentierende Zellen und mit ihnen eine entzündliche Reaktion der Schleimhäute. Indem Tezepelumab das Zytokin deaktiviert, schreitet der Wirkstoff an einem vergleichsweise frühen Zeitpunkt in das Entzündungsgeschehen ein.

    Video-Interview: Biologika in der Asthma-Therapie

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    Interview mit Prof. Dr. Andrea Koch: Was sind Biologika? Für welche Asthma-Patienten sind Biologika geeignet? Welche Vorteile hat diese relativ neue Behandlungsmöglichkeit und welche spannenden Forschungsansätze gibt es in diesem Bereich momentan?

    Allergen-spezifische Immuntherapie (AIT, SIT, Hyposensibilisierung)

    Liegt dem Asthma eine Allergie zugrunde – also bei gemischtförmigem oder allergischem Asthma – kann auch die spezifische Immuntherapie (SIT) mit Allergenen ein Teil der Therapie sein. Sie wird auch als Hyposensibilisierung oder Desensibilisierung bezeichnet.

    Studien zeigen, dass Exazerbationen durch eine allergen-spezifische Immuntherapie seltener werden und sich die Asthma-Kontrolle verbessert. Bei Kindern und Jugendlichen kann die spezifische Immuntherapie helfen, die benötigte Dosis an Cortison-Spray zu reduzieren.

    Das Verfahren darf jedoch nur bei Personen mit stabilem Asthma und sicher nachgewiesener Sensibilisierung gegen ein für die Hyposensibilisierung verfügbares Allergen angewandt werden.

    Nicht-medikamentöse Asthma-Therapie

    Unterstützend zu den Medikamenten können Menschen mit Asthma können auch selbst einiges tun, um ihre Erkrankung besser zu kontrollieren. Zur nicht-medikamentösen Behandlung gehören zum Beispiel:

    • Asthma-Auslöser meiden
    • Asthma-Schulungen
    • körperliches Training
    • Gewichtsreduktion
    • Tabakentwöhnung
    • Atemphysiotherapie
    • Atemtechniken 
    • Behandlung häufiger Begleiterkrankungen, wie ein chronischer Schnupfen (Rhinitis) oder eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)

    Asthma-Auslöser meiden

    sollten allergieauslösende Stoffe (Allergene) möglichst meiden. Wie dies am besten gelingt, hängt von den jeweiligen Allergieauslösern ab:

    • Bei einer Hausstaubmilbenallergie können Milben-undurchlässige Bettbezüge (sogenannte Encasings) helfen, den Kontakt zum Allergen zu minimieren.
    • Bei einer Tierallergie raten Ärzt:innen dazu, auf ein Haustier zu verzichten.
    • Personen, die besonders auf kalte Luft reagieren, sollten im Winter möglichst nur durch die Nase atmen. So wird die Luft etwas erwärmt, bevor sie in die unteren Atemwege gelangt. Das Bedarfs-Asthmaspray sollte man am besten immer dabeihaben.
    • Bestätigt sich der Verdacht, dass bestimmte Reizstoffe oder Allergene am Arbeitsplatz das Asthma auslösen (zum Beispiel Mehlstaub oder Lackdämpfe), ist es sinnvoll, geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen oder über einen Wechsel der Tätigkeit nachzudenken.

    Asthma-Schulungen nutzen

    Alle Therapieschritte sollten von einer Asthma-Schulung begleitet werden. Dabei lernen die Betroffenen, ihre Symptome besser einzuschätzen. Außerdem erstellen sie gemeinsam mit medizinischem Fachpersonal einen individuellen Asthma-Aktionsplan mit wichtigen Therapie- und Notfall-Maßnahmen:

    • Patient:innen erfahren, wie sie die Asthma-Medikamente den Beschwerden entsprechend anpassen können.
    • Zusätzlich lernen sie Techniken und Hilfsmittel kennen, die das Leben mit Asthma leichter machen und zum Beispiel in Notfallsituationen helfen.

    Erfahren Sie hier mehr zu „Patientenschulungen“ und zum Thema „Richtig Inhalieren“.

    Bestimmte Atemtechniken und andere Hilfen, wie die sogenannte Lippenbremse oder spezielle Körperhaltungen, können das das Atmen bei Luftnot erleichtern. Weitere Hilfestellung erhalten Patient:innen in speziellen Atemschulungsangeboten.

    Asthmatagebuch und Peak-Flow-Protokoll

    Für einen besseren Überblick über den Krankheitsverlauf kann es hilfreich sein, ein Asthma-Tagebuch (PDF) zu führen. So können zum Beispiel Auslöser von Asthmaanfällen identifiziert und die Wirkung der Asthma-Medikamente besser eingeschätzt werden.

    Teil des Asthma-Tagebuches kann auch ein Peak-Flow-Protokoll (PDF) sein. Mit dem Peak-Flow-Meter wird gemessen, wie stark der Luftstrom beim Ausatmen ist. Das regelmäßige Protokollieren der Werte kann helfen, den Erfolg der Asthma-Behandlung zusammen mit den ärztlichen Ansprechpersonen einzuschätzen oder etwaige Verschlechterungen frühzeitig zu erkennen.

    Bewegung bei Asthma bronchiale: Möglich und nötig

    Auch mit Asthma ist Sport möglich und wichtig. Menschen mit Asthma bronchiale profitieren, wie auch die Allgemeinbevölkerung, von regelmäßiger Bewegung:

    • Die Lebensqualität kann nachweislich steigen.
    • Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sinkt dagegen.
    • Außerdem kann sich die Asthma-Kontrolle, die Lungenfunktion und die körperliche Belastbarkeit erhöhen.

    Video-Interview: Praktische Tipps für Lungensport und Rehabilitation

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    Die Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma empfiehlt für leichter Erkrankte alle Angebote des Schul-, Breiten- und Ausdauersports. Wer neu mit einer sportlichen Betätigung beginnt, startet am besten mit einer leichten Belastung und steigert sich dann langsam. Allgemein gilt: Besser mehrmals pro Woche entspannt Sport treiben als sich einmal pro Woche komplett zu verausgaben.

    Für Ältere oder Menschen mit schwererem Asthma gibt es die Möglichkeit, an einer Lungensportgruppe teilzunehmen. Die Bedarfsmedikation sollte beim Sport stets griffbereit sein.

    Auch für Kinder mit Asthma sind Sport und Bewegung unbedingt notwendig.

    Interview mit Michaela Frisch, Vorstandsmitglied der AG Lungensport und Therapieleiterin: Sie gibt praktische Tipps, wie Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen mehr Bewegung in ihren Alltag einbauen können, wie sie von körperlichem Training profitieren und was beim Antrag auf Rehabilitation zu beachten ist.

    Rauchstopp

    Tabakrauch verschlimmert das Asthma. Sowohl bei Raucher:innen als auch bei passiv rauchenden Nichtraucher:innen kann er zu

    • vermehrten Asthmaanfällen,
    • stärkeren Symptomen und
    • häufigeren Krankenhauseinweisungen

    führen.

    Die Inhaltsstoffe von Tabakprodukten wie Zigaretten fördern auch das Risiko für andere Krankheiten wie LungenkrebsCOPD oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma rät daher allen rauchenden Patient:innen dringend zum Rauchstopp.

    Positive Auswirkungen einer Tabakentwöhnung bei Asthma sind:

    • bessere Lungenfunktion
    • geringere Entzündung der Atemwege
    • bessere Asthma-Kontrolle
    • weniger Krankenhausaufenthalte

    E-Zigaretten keine Alternative

    E-Zigaretten stellen keine gesündere Alternative dar. Studien weisen darauf hin, dass die Inhaltsstoffe in E-Liquids und der Dampf der E-Zigaretten die Zellen das Immunsystem schädigen können und die Selbstreinigung der Lunge beeinträchtigen.

    Eine Studie mit Kindern und Jugendlichen mit Asthma zeigte, dass sie häufiger Asthmaanfälle erlitten, wenn sie dem Passivrauch von E-Zigaretten und ähnlichen Geräten ausgesetzt waren.

    Fachleute betonen, dass auch über die gesundheitlichen Langzeiteffekte des „Dampfens“ wenig bekannt ist. 

    Rehabilitation

    Eine pneumologische Rehabilitation (PR) umfasst Trainings- und Schulungsprogramme, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit chronischen Lungenkrankheiten zugeschnitten sind.

    Nach aktuellen Empfehlungen soll Patientinnen und Patienten mit Asthma eine solche Reha angeboten werden, wenn sie trotze angemessener ärztlicher Betreuung durch ihre Krankheit im normalen beruflichen und privaten Leben eingeschränkt werden. Auch nach einem Asthmabedingten Krankenhausaufenthalt sollen die behandelnden Ärzte/Ärztinnen prüfen, ob eine pneumologische Reha möglich ist. 

    Asthma-Behandlung in der Schwangerschaft

    Eine gute Asthma-Kontrolle ist gerade in der Schwangerschaft wichtig, auch um Asthmaanfälle zu vermeiden. Die meisten gängigen Asthma-Medikamente gelten in der Schwangerschaft als sicher.

    Frauen mit Asthma sollen zu Beginn der Schwangerschaft von ihren Ärzt:innen dazu beraten werden, wie sicher und wichtig es ist, die medikamentöse Therapie auch während der Schwangerschaft fortzuführen. Kommt es dennoch zu Asthmaanfällen, empfiehlt sich eine rasche ärztliche Kontrolle, um sicherzustellen, dass die Schwangere und das ungeborene Kind ausreichend Sauerstoff erhalten.

    Schwangere mit gut eingestelltem Asthma können – sofern keine anderen Komplikationen bestehen – auch vaginal entbinden, ohne durch die Wehentätigkeit einen Asthmaanfall zu befürchten.

    >> Mehr zum Thema Familienplanung mit chronischen Lungenkrankheiten

    Quellen

     

    Letzte Aktualisierung: 07.05.2024